Wie soll künftig das Tempelhofer Feld aussehen? Zu dieser Fragen hatte der Berliner Senat zu einem internationalen Ideen-Wettbewerb aufgerufen. Der ist nun abgeschlossen. Sechs der eingereichten stadtplanerischen Entwürfe wurden von einer Jury ausgewählt. Unter den Konzepten gibt es sowohl Natur pur als auch Vorschläge für die umstrittene Randbebauung.
Beim Volksentscheid von 2014 sprach sich eine Mehrheit der Berliner gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes aus und damit für die riesige Grünfläche mitten in der Millionenmetropole. Doch die Diskussionen darüber sind damit nicht vorbei. Auch der schwarz-rote Senat würde zumindest an den Rändern gerne Wohnungen hochziehen.
Tempelhofer Feld: Was wird aus dem riesigen Gelände im Herzen Berlins?
Vor zwei Jahren startete der Senat den sogenannten Dialogprozess zur Zukunft des Tempelhofer Felds. In zwei Dialogwerkstätten erarbeiteten 275 zufällig ausgewählte Bürger ihre Wünsche und Empfehlungen für die künftige Gestaltung. Diese Empfehlungen waren Teil der Aufgabenstellung des Ideenwettbewerbs, bei dem Architekten und Landschaftsarchitekten Entwürfe einreichen konnten.
Ein Preisgericht aus fünf Berlinern und sechs Experten für verschiedene Bereiche hat die eingereichten Arbeiten bewertet und sechs als herausragend eingestufte Entwürfe ausgewählt. Zwei davon sehen Wohnungen am Rand des Tempelhofer Felds vor, in vier Konzepten ist keine Randbebauung vorgesehen. Die prämierten Arbeiten sind die Grundlage für die dritte sogenannte Dialogwerkstatt Mitte Juli 2025. Hier die Konzepte der sechs Gewinner.
Tempelhofer Feld: Die 6 Gewinner des Ideen-Wetbewerbs


Bestand stärken, Vielfalt fördern von Some Place Studio, Berlin, und FWD Landscape Architecture Inc., Kalifornien USA. Das Konzept „Bestand stärken, Vielfalt fördern“ will die Zugänge zum Tempelhofer Feld verbessern, etwa durch zwei Brücken im südlichen Bereich und weitere Öffnungen Richtung Bergmannkiez und Schöneberg. Ein flexibles Modulsystem soll über das gesamte Gelände verteilt die Infrastruktur verbessern, dazu gehören Spielplätze und Toiletten. Bestandsgebäude sollen renoviert und neu belebt werden. Exemplarisch steht dafür die ehemalige Müllverbrennungsanlage, aus der ein Gewächshaus entstehen soll mit Räumen für Bildung und Begegnung. Die ökologische Funktion des Tempelhofes Feldes soll verbessert werden.

„Build it Green! Der Park des 21. Jahrhunderts“ von der BBZ Landschaftsarchitekten Berlin GmbH. Das Konzept „Build it Green!“ setzt vor allem auf Natur. Der Entwurf verfolgt das Ziel, das Tempelhofer Feld langfristig als unbebauten Raum zu sichern. Ein Park neuen Typs soll entstehen. Die fast baumfreie Steppenlandschaft bleibt erhalten, die Randzone wird zur durchgehenden „Waldmembran“ mit klimaresistenten Bäumen. Es entstehen drei Landschaftstypen: Savanne, Lichtwald und Urwald.

„Seilziehn“ von De Zwarte Hond und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten ParGmbB. Das Konzept „Seilziehn“, dessen Name für ein Nehmen und Geben stehen soll, sieht eine Randbebauung an der südlichen Kante des Feldes vor. Verlagerte Kleingärten machen Platz für ein neues Quartier mit 2400 Wohnungen. Mit Kita und Grundschule. Eine neue S-Bahn-Station „THF“ an der Komturstraße schließt das Feld an. Im denkmalgeschützen Flughafengebäude plant das Konzept ein „Zentrum für urbanes Handwerk“ mit Werkstätten und Platz für eine Berufsschule. Die ehemalige Gärtnerei wird zur „Neuen Gärtnerei“, wo unter anderem zu klimaresistenten Pflanzenarten geforscht werden soll.

„Stadtlichtung“ von der Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH. Der Kontrast zwischen dichter Stadt und der Weite des Feldes soll im Konzept „Stadtlichtung“ erhalten bleiben. Fünf Haine mit nach und nach wachsenden Bäumen in direkter Nachbarschaft zu den Stadtquartieren bilden den Rahmen, lassen aber Fenster zur Wiese frei.

„Tempelhofer Atem“ von Schønherr, Kopenhagen. Das Konzept „Tempelhofer Atem“ aus Dänemark plant mit einer Bebauung sowohl am westlichen Rand, im Anschluss an das Flughafengebäude, als auch weitflächig am südlichen Rand des Feldes. Die Bebauung soll ein Wohnlabor sein, mit öffentlicher und privater Nutzung und wo neue, zukunfstweisende Erkenntnisse aus dem Wohnungabau umgesetzt werden. Zäune und Barrieren kommen weg zugunsten von dichterer Bepflanzung bis hin zu kleinen Wäldchen.

„Übe-Räume für Stadttransformation Tempelhof 2050“ vom Raumlabor und Klaus Overmeyer. Beim Konzept „Übe-Räume“ soll der Zaun weg und das Tempelhofer Feld breiter zugänglich gemacht werden. Dafür soll es unter anderem drei Brücken im Süden geben. Dort soll auch eine neue S-Bahnhof entstehen mit dem Namen „Tempelhofer Freiheit“. Eine Straßenbahn soll rund um das Feld fahren und das bestehende Nahverkehrsnetz ergänzen. Bestehende Gebäude sollen neu genutzt werden, die Zentralbibliothek soll ins Flughafengebäude einziehen.
Zukunft für das Tempelhofer Feld: Erste Stimmen zu den Gewinner-Konzepten
Zu den Entwürfen aus dem Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld äußerte sich der Naturschutzbund (Nabu) Berlin skeptisch: Einige der prämierten Entwürfe stellten den Naturerhalt in den Mittelpunkt, was zu begrüßen sei. Eine Randbebauung etwa entlang des Tempelhofer Damms wie in anderen bewerte der Nabu „extrem kritisch“.
Die Grünen-Fraktion zieht ebenfalls ein kritisches Fazit: „Der Senat ist mit seiner Strategie gescheitert, durch einen teuren Wettbewerb eine Bebauung des Tempelhofer Feldes zu legitimieren“, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher, Julian Schwarze. Der Ausgang des Wettbewerbs bestätige die Ergebnisse der Dialogwerkstatt mit einem Votum der Bürgerinnen und Bürger gegen eine Bebauung. „Der Senat muss diese Ergebnisse jetzt endlich akzeptieren und seine Bebauungsfantasien beenden.“ (mit dpa)