Berlin. Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs wurden vorgestellt. 164 Einreichungen haben sich intensiv mit der Zukunft des Feldes beschäftigt.

Der Berliner Senat hat Ende 2024 einen Ideenwettbewerb über die zukünftige Nutzung und die mögliche Teil-Bebauung des Tempelhofer Felds ins Leben gerufen. 164 Ideenvorschläge wurden bis Februar dieses Jahres eingereicht, von denen es zunächst 20 in die engere Auswahl geschafft haben. Am Montagmorgen präsentierten die Verantwortlichen rund um den Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler (SPD) die sechs Siegerideen im Neuen Stadthaus in Mitte.

Tempelhof: Senator appelliert an Ansichtsweise

„Die Ergebnisse repräsentieren ein breites Spektrum von Interessen und zeigen uns, dass wir noch viel mehr mit dem Tempelhofer Feld machen können, als gedacht. Alle, die sagen, dass sich nichts verändern darf, werden eines Besseren belehrt. Wir müssen alle gemeinsam weg vom Schwarz-Weiß-Denken“, sagte Gaebler.

Dem umstrittenen Wettbewerb war ein langes Beteiligungsverfahren vorausgegangen. Zunächst wurden 275 Bürgerinnen und Bürger aus den verschiedensten Alters-, Migrations- und Bildungsgruppen ausgewählt, die sich bislang in zwei sogenannten Dialogwerkstätten intensiv über das Tempelhofer Feld ausgetauscht haben.

Ideenwettbewerb Tempelhofer Feld
Aus mehr als 160 Arbeiten hat die Jury sechs Siegerideen ausgewählt, die in die engere Auswahl kommen. Hier eine der sechs Gewinnerideen. © Jan Weber | Berliner Morgenpost

Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs sollen im kommenden September in einer dritten Dialogwerkstatt diskutiert werden, bevor sie dann im Parlament und im Senat vorgestellt werden. „Zwei Arbeiten haben sich intensiv mit der bestehenden Nutzung des Tempelhofer Felds, zwei mit der Weiterentwicklung des Landschaftsraums und zwei mit der Bebauung im Randbereich auseinandergesetzt“, berichtete Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt.

Sechs Vorschläge für das Tempelhofer Feld prämiert

Die erste Idee stammt von einem Bündnis mehrerer Stadtplanungsbüros aus Köln, Berlin und Rotterdam. Ihre Vorstellung beinhaltet die Etablierung einer zusätzlichen S-Bahnhaltestelle im Süden des Feldes, im Norden sollen mehr Sportflächen geschaffen werden, in Nähe der Hasenheide auf Neuköllner Seite sollen Sonnenterrassen etabliert werden, auf denen sich die Besucherinnen und Besucher aufhalten können. Außerdem sollen im Süden und Osten moderne Kleingärten entstehen, „die einen Kleingarten des 21. Jahrhunderts verkörpern.“

Der zweite prämierte Vorschlag stammt von einem Landschaftsarchitekten und zielen darauf ab, die aktuelle Nutzung der Grünflächen sowie der 32 bestehenden Gebäude beizubehalten. Die Flora soll durch eine Samenbank bestärkt werden, die Grünflächen sollen zu einem Wiesenmeer heranwachsen. Ein Klassenzimmer für Schülerinnen und Schüler soll etabliert und für Schulen zum Lehrzweck bereitstehen.

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„Es war kein städtebaulicher Wettbewerb, sondern ein Ideenwettbewerb, bei dem viel Fokus auf die Natur gelegt worden ist“, so Kahlfeldt weiter. Die dritte Idee spielt mit dem Gedanken einer Randbebauung des Tempelhofer Felds. Die dort genannten „Tempelhöfer“ wären am Rande des Felds und in der Nähe des Tempelhofer Flughafens und Tempelhofer Damms erbauten Gebäude. Des Weiteren soll eine Vorrichtung entstehen, die dafür sorgt, dass die Mitte des Felds mehr Feuchtigkeit erhält.

Tempelhofer Feld: Pläne zur Nutzung und Bebauung begegnen sofort großer Gegenwehr

„Build it green“ nennt sich der vierte prämierte Vorschlag. Dabei steht ein Waldsaum im Vordergrund, bei dem zwei verschiedene Lebensräume miteinander verknüpft. Dabei soll ebenfalls die bestehende Nutzung von Gebäuden und Sportanlagen erhalten bleiben. Idee Nummer fünf beinhaltet die Etablierung verschiedener Haine, also von einer Art kleinen Wäldern. Diese sollen an den Rändern des gesamten Felds entstehen und als Angebot für Begegnung dienen – egal ob sportlicher Natur oder einfach zum Freizeitvertreib.

Der sechste Vorschlag heißt „Übe-Raum für Stadttransformation - Tempelhof 2050“ und steht für ein Sammelsurium an kleinen Details, der die bisherige Nutzung erweitert. Auf die Frage, ob die Umzäunung des Areals entfernt wird, um manche der Ideen in die Tat umsetzen zu können, antwortet Gaebler: „Der Zaun soll erhalten bleiben. Wir wollen nicht, dass es ein verlorener Ort wird und möchten die Kontrolle bei dem Zu- und Ausfluss auf das Feld nicht abgeben.“ Man müsse den Verlauf des Zauns je nach Vorhaben anpassen.

Ergebnisse des Wettbewerbs: Kritik lässt nicht lange auf sich warten

Es werde politisch entschieden, wie mit den Ergebnissen umgegangen werde – zuerst werde aber im Rahmen der dritten Dialogwerkstatt über die sechs Vorschläge gesprochen. „Wir haben bislang Diskussionen erlebt, die von Ideologien geprägt war und nicht von Ideen. Jetzt gilt es, sich zu verständigen“, sagte Christian Gaebler. Kaum wurden die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs öffentlich gemacht, kommen auch schon Reaktionen aus der Politik.

„Der Senat ist mit seiner Strategie gescheitert, durch einen teuren Wettbewerb eine Bebauung des Tempelhofer Felds zu legitimieren. Die Mehrheit der ausgewählten Entwürfe sieht keine Bebauung vor. Das ist ein klares Signal und akzeptiert werden“, teilt Julian Schwarze (Grüne), Sprecher für Stadtentwicklung, mit. Berlin habe kein Flächenproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.

„Wozu brauchen wir überhaupt neue Entwürfe, wenn es längst einen fundierten Pflege- und Entwicklungsplan für das Feld gibt? Die fortlaufende Erstellung neuer Konzepte wirkt unter diesen Umständen wie eine Verschwendung von Steuergeldern“, teilt der BUND in einem Schreiben mit. Sowohl beim Volksentscheid 2014 als auch in den Dialogwerkstätten hätten sich die Bürgerinnen und Bürger gegen eine Bebauung ausgesprochen. Dies sei ein unmissverständliches Zeichen.