Leitplan soll Kirchseeon aufwerten: Bürger bringen Ideen ein

Der Markt Kirchseeon hat einen Bürgerrat gegründet. Mit Blick auf das gemeindliche „Leitbild 2040“ hat die zufällig zusammengesetzte Gruppe Vorschläge entwickelt, den Ort künftig lebenswerter zu gestalten.
Kirchseeon Südwestlich des Ebersberger Forstes, inmitten von Alpenpanorama und urzeitlicher Moränenlandschaft, zieht sich die Marktgemeinde Kirchseeon beinahe schnurgerade gen München. Ein durchaus lebendiger Ort, mit herzlichen Menschen, guter ÖPNV-Anbindung, traditionsreichen Bräuchen – und, jeder Menge Verkehr. Fast 20 000 Fahrzeuge brettern täglich quer durch die Gemeinde, die B 304 entlang. Eine derbe Belastung, gegen die sich die Gemeinde langfristig einsetzen will.
Leitbild als Richtungsweise bei Mobilität, Klimaschutz und Wohnraum
Eine entsprechende Richtschnur dafür bietet der jüngst veröffentlichte „Leitplan Kirchseeon 2040“. Ein 27-seitiges Heftlein, das „die Zukunft des Ortes vielfältig und lebenswert gestalten“ soll. Das zumindest war das gemeinsame Ziel des Marktgemeinderats, als er diesen „Wegweiser“ im vergangenen Jahr beschlossen hatte. Neben der verkehrstechnischen Ortsgestaltung befasst sich das Leitbild unter anderem auch mit Wohnraum, Gewerbe und Klimaschutz. So soll die Kommune künftig etwa „möglichst kontinuierlich“ wachsen, bei neuen Bauprojekten „sparsam mit der Fläche umgehen“ und „Landschaftsbilder erhalten“. Aspekte, die auch Kirchseeoner Bürger befürworten. Das wurde jetzt im Gemeinderat deutlich.
Angelehnt an das Leitbild, haben rund 30 Ehrenamtliche dort zusätzliche Ideen für die Aufwertung des Ortes vorgestellt. „Da sind Vorschläge dabei, da kommt man selbst schon gar nicht mehr drauf. Wir sind teilweise einfach schon betriebsblind“, lobt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) diese für ihn durchaus gelungene Form der direkten Bürgerbeteiligung. Per Zufall hatte er die alters- und geschlechtsdurchmischte Truppe zuvor aus dem Einwohnermelderegister ausgelost und persönlich angeschrieben. „Die Rückmeldung war erstaunlich positiv“, zeigt sich der Rathauschef erfreut. Über die vergangenen Wochen haben die Auserwählten dann aus ihrer Sicht wünschenswerte Angebote für den Ort zusammengetragen.
Über eine konkrete Umsetzung der Ideen will der Gemeinderat im Herbst entscheiden
Als „wirklich schön“ habe Paeplow dabei die Idee aufgefasst, ein Fiat Cinquecento-Treffen auszurichten, um dem historischen Bahnschwellenwerk zu gedenken, an dem die kleinen Flitzer einst abgestellt und verladen wurden. Weitere Vorschläge zielen auf die Kirchseeoner Jugend ab: So spricht sich der Bürgerrat für längere Öffnungszeiten des örtlichen Jugendzentrums aus. Zugleich sieht er aber auch dringenden Bedarf bei jugendspezifischen Treffpunkten im Freien, etwa umzäunten Fußballplätzen oder Skaterflächen. Für Senioren wünschen sich die Bürger wiederum mehr „Ratschbänke“.
Der Dauerverkehr an der B 304 soll am liebsten ganz aus Kirchseeon verschwinden. Bis eine mögliche Umfahrung jedoch spruchreif ist, plädieren die Bürgerräte für mehr sichere Fußgänger-Übergänge und Verkehrskontrollen. Auf dem Gelände des Bahnschwellenwerkes könne zudem ein Kulturstadl entstehen; am alten Grundschulgelände womöglich sogar ein neuer Ortskern für Eglharting.
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Es sind zahlreichen Anreize, über die die Gemeinde im Herbst weiter entscheiden will. „Es kann nicht alles umgesetzt werden“, gibt Paeplow mit Blick auf den knappen Haushalt schon jetzt zu verstehen. Die zeitintensive Arbeit des Bürgerrates soll jedoch nicht umsonst gewesen sein, betont der Rathauschef „Nur, weil wir kostspieligere Sachen nicht sofort finanzieren können, heißt es nicht, dass wir es nicht später machen.“ Ohnehin ziele das Leitbild ja bis zum Jahr 2040.



