Verkehrsumfrage zum Flensburger Bürgerrat Mobilität - Ergebnisse der Mobilitätsumfrage
von Thomsen / Foerde.news

Flensburg – Ein geplanter Bürgerrat Mobilität sorgt in Flensburg schon vor seiner Gründung für politischen Streit. Ab 2026 sollen die Mitglieder des Rats per Losverfahren bestimmt werden. Zur Vorbereitung führte die Stadt über Wochen eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten durch – digital über flensburg-mitmachen.de, analog per Papierfragebogen und mit Feedback-Karten während der Sommer-Hygge-Veranstaltung.
Insgesamt beteiligten sich 503 Personen online, 132 per Fragebogen und 78 mit Feedback-Karten. Alle Daten flossen in eine Gesamtauswertung ein – zumindest offiziell. Denn am 1. August 2025 veröffentlichte die Stadt auf Facebook und Instagram Grafiken, deren Werte nicht mit den tatsächlichen Umfragedaten übereinstimmten.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Flensburg reagierte prompt und warf der Stadt massive Ungenauigkeiten vor: Laut den veröffentlichten Grafiken gehen 40 Prozent der Befragten zu Fuß, in der Umfrage selbst waren es jedoch nur 27 Prozent. Ähnlich groß sei die Differenz bei den Radfahrern: 24 Prozent in der Umfrage, aber lediglich 10 Prozent in der städtischen Darstellung. Beim Busverkehr klafft die Diskrepanz besonders weit auseinander – 40 Prozent in der Grafik, 15 Prozent in der Realität. „Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Fußgänger und Busnutzer absichtlich gepusht werden, während Rad- und Autofahrer unter ‚ferner liefen‘ verschwinden“, kritisierte der ADFC.
Auch bei den ermittelten Problemzonen weichen die Zahlen voneinander ab: Die Hafenspitze wird in den städtischen Darstellungen mit 33 Prozent als Schwerpunkt ausgewiesen, in der Umfrage selbst waren es nur 16 Prozent. „Generell sind die Umfrageergebnisse deutlich homogener verteilt, als es die Grafik der Stadt suggeriert“, heißt es in der ADFC-Mitteilung.
Auf die Frage nach den Ursachen dieser Unterschiede erklärte Pressesprecher Marc Geiss: „Beim Übertragen der Ergebnisse gab es ein Missverständnis. Es wurden lediglich die Antworten aus den Papierfragebögen genutzt, die unter anderem im Rathausfoyer, am ZOB und in der Großen Straße ausgelegt waren.“ Die fehlerhaften Zahlen und Grafiken seien inzwischen aus den Social-Media-Posts entfernt und durch korrekte Angaben ersetzt worden.
Geiss weist den Vorwurf einer absichtlichen Einflussnahme zurück: „Das ist schlicht falsch. Die Umfrage war nie als Entscheidungsgrundlage für den Bürgerrat gedacht, sondern nur als Orientierungshilfe bei dessen Vorbereitung.“
Der ADFC erkennt zwar die schnelle Korrektur an, mahnt jedoch zur Vorsicht: „Wir wissen, wie sich falsche Werte schnell zu neuen Realitäten entwickeln. Wenn Ergebnisse durch Verwaltung und Politik zu viele Filter durchlaufen, verwässert das den ursprünglichen Bürgerwillen.“ Für die Glaubwürdigkeit des Bürgerrats, so der Verband, sei vollständige Transparenz unverzichtbar.